Im Frühjahr 2022 befand sich CORONA endlich auf dem Rückzug und so startete auch der Landsberger Autorenkreis wieder mit Lesungen. Und gleich die erste war ein besonderes Highlight:

Im Rahmen der KreisKulturTage des Landkreises Landsberg am Lech lasen die Autorinnen und Autoren im Mai 2022 zum vorgegebenen Thema „Sehnsucht“.

 

Im romantischen Ambiente des Teehauses im historischen Schacky-Park in Dießen stellte Moderatorin Monika Sadegor eingangs kurz die Geschichte dieses historischen Landschaftsparks dar. Anschließend gab sie einen Einblick in die Romantik, eine Epoche, die neben Vernunft und Wissenschaft auch die Gefühle, den Wert der Nacht, der Gedichte, Märchen und Träume wieder ins Bewusstsein holen wollte. Mit dem Verlesen eines Gedichts von Novalis, einem der bedeutendsten Dichter der Romantik und Schöpfer des Symbols der „Blauen Blume“, übergab sie das Wort an die Autorinnen und Autoren.

Abwechselnd beleuchteten diese alle Aspekte der Sehnsucht, von intensivem Naturerleben über die romantische Liebe bis hin zur Sehnsucht nach Freiheit. Feine Lyrik, Prosatexte, Zeitkritisches und Fabel fügten sich zu einem Blumenteppich, in den auch Launiges und Heiteres eingewoben war. Einfühlsam begleitet wurden sie vom Liedermacher Sigi Aldenhoff auf der Gitarre.

 

Weiter ging es im Juni 2022 mit der inspirierenden Lesung „Lass uns vom Küssen reden …“. Einfühlsam führte Moderator Benno von Rechenberg das Thema vom Kuss der Muse und dem geheimnisvollen Wesen der Inspiration ein, die uns nicht selten im Traum aufsucht. Parallelen zog er anhand der wunderschönen Liebesgeschichte „Dshamilja“ des kirgisischen Schriftstellers Tschingis Aitmatow und der Erzählung „Der Kuss“ von Anton Tschechow.

Mit sichtlichem Vergnügen lauschten die Autoren dem bunten Reigen an Lyrik und Prosa. Ausdruck fanden diese in der Vorstellung der verschiedenen Musen der Antike, in satirischen Beiträgen und sogar einem Krimi zum Kuss, Erzählungen zu Träumen und anderen Berührungen und schließlich einer mündlich vorgetragenen Erzählung – allesamt inspiriert durch den magischen Anruf der Musen.

 

Zur Südlesung im Juli 2022 hatte Moderatorin Marianne Porsche-Rohrer mit dem konfuzianischen Motto: „Die Weisen erfreuen sich am Wasser“ an den Weldener Weiher im Gasthof „Seerose“ geladen. Trotz der sommerlichen Hitze wurde es mit lyrischen und satirischen Gedichten, märchenhaften Erzählungen und berührenden Geschichten rund um das Element Wasser ein bunter Abend. Bereichert wurde die Lesung durch die flotte und ideenreiche musikalische Begleitung unserer sehr geschätzten Akkordeonspielerin Gerda Kees aus Schongau.

 

Am 27. Juli verstarb plötzlich und unerwartet unser langjähriger Autorenfreund Hans Schütz. Der Schock und Schrecken hierüber ließ den Autorenkreis auf eine August-Lesung verzichten.

 

Nach zwei Jahren Corona-Pause fand in unserer Kreisstadt Landsberg am Lech nun auch wieder im September die beliebte „Lange Kunstnacht“ statt. Das Thema knüpfte an die Erfahrungen der verflossenen Monate an: Kunst und Kultur wurden von der Politik als „nicht systemrelevant“ eingestuft und deshalb lange stiefmütterlich behandelt. Im Rahmen der zahlreichen Kunst-Events dieses Abend lasen auch die Autorinnen und Autoren im Halbstundentakt „Vom Wert der Kunst“.

 

Ein weiteres Highlight konnte am 8. September gesetzt werden:

Der Autorenkreis lud zu einer Sonderlesung mit dem Gastautor Christoph Rinser, Sohn der berühmten Schriftstellerin und Herkomer-Preisträgerin Luise Rinser, in die Stadtbibliothek Landsberg. Christoph Rinser las aus dem Buch seiner Mutter: „Wie, wenn wir ärmer würden“ Dieser Titel wurde nicht etwa im Jahr 2022 formuliert – auch wenn dieser Gedanke nahezuliegen scheint – sondern bereits im Jahr 1974! Die damalige Ölkrise bot den Anlass für die provozierenden Gedanken dieses Buches. Der Untertitel „oder die Heimkehr des verlorenen Sohnes“ ist für Luise Rinser das Gleichnis des Menschen, der auf einen Irrweg geriet und sein Vermögen achtlos verschwendete. Sie sieht bereits zu dieser Zeit das Wort Ölkrise als Chiffre für die Summe an Bedrohungen und Herausforderungen, die auf uns zukommen. Im voll belegten Saale der Stadtbibliothek bestand im Anschluss an die Lesung die Möglichkeit, mit Christoph Rinser ins Gespräch zu kommen, was lebhaft wahrgenommen wurde.

 

Ebenfalls eine besondere Veranstaltung fand im Oktober im Landratsamt statt:

Im Jahr der Biodiversität 2022 mit dem Thema „Der Ruf der Natur – Hör doch mal hin“ war der Landsberger Autorenkreis eingeladen, die Vorstellung des Projektes literarisch zu gestalten. Während die Moderatoren Susann Huttenloher und Stephan Wenning im Rahmen des Konzepts NaturVielfaltLandsberg die neu gestalteten Lauschplätze in und um Landsberg in großformatigen Aufnahmen von Julian Leitenstorfer vorstellten und die Besucher anhand eingespielter Naturgeräusche zum Grübeln brachten, luden die Texte der Autorinnen und Autoren zum Hören auf die Naturgeräusche ein. Dazu begleitete einfühlsam der Steinemusiker Michael Ranftl, der die Seele der Steine zum Klingen brachte. Ganz still wurde es im Saal, als er auf seiner Gitarre das Gedicht unseres kürzlich verstorbenen Hans Schütz „Panta rhei, alles im Fluss“ zu Gehör brachte.

Begeistert von den literarischen Lesebeiträgen publizierte das Landratsamt ein Im Nachgang ein kleines Büchlein mit den Beiträgen der Autorinnen und Autoren und Fotos der Lauschplätze in und um Landsberg.

 

Die letzte Lesung in 2022 fand Ende November statt. Moderator Rudi Fichtl lud zu einer „ganz freien Lesung“ ohne Vorgabe eines Mottos ein. Im vollbesetzten Café FilmBühne erfreuten sich die Hörerinnen und Hörer an einem bunten Potpourri an Gedichten, Satire, Aphorismen, Geschichten und launigen Wortspielen.

 

 

Gemütlich klang schließlich das Autoren- und Lesejahr an Silvester bei einem bayerischen Weißwurstessen im Traditionsgasthof „Watzingers“ aus mit der Hoffnung auf ein gutes, ein besseres Neues Jahr 2023.

 

- Monika Sadegor -


Literatur und Kunst im Eck
Sechzehn Tage lang hatte der Landsberger Autorenkreis eine Besuchsadresse. In der
zweiten Maihälfte präsentierte der Kreis der Schreibenden aus Landsberg und der
Umgebung seine Ernte aus 19 Jahren Gemeinsamkeit ganztags auf einem großen
Büchertisch und in einer Regalwand im Landsberger Klostereck. Alle vier Tage wechselnde
Ausstellungen mit Gemälden, Zeichnungen, Collagen jener Autoren, die auch als Bildende
Künstler tätig sind, luden zum Schauen ein. Nachmittags und abends konnte man bei
zahlreichen Lesungen in die Themenvielfalt unserer Autoren reinhören.
Auch „Heimat“, „Wasser“ und andere „Herzenssachen“ wurden thematisiert.
„Wir konnten mitten in der Stadt zeigen, wer wir sind“, resümierte Barbara Koopmann.
„Wir haben an Literatur Interessierte kennengelernt, die zu unseren Lesungen kommen
wollen, zum Zuhören oder um ihre eigenen Texte vorzulesen. Das hätte sicher auch
Helmut Glatz gefallen und den anderen verstorbenen Persönlichkeiten, an die wir durch
Lesungen ihrer Texte gedacht haben.“
landsberger-autorenkreis.de/archiv/autorenkreis-im-klostereck---15-3052023-.html

Freie Lesung in Buchloe
Unter dem Motto „Jeder lese, was er kann, nur nicht seinem Nebenmann (die Leviten)“
fand am 15. Juni im Café Morizz in Buchloe eine von Dr. Boris Schneider organisierte freie
Lesung des Landsberger Autorenkreises statt.

Auf den Spuren der Römer
Am 29. Juli las der aus Klagenfurt stammende Autor Alfred Platschka im Café Filmbühne
in Landsberg am Lech aus seinem historischen Roman über „Claudius Paternus
Clementianus“. Klaus Fischer, der Gründer des „Museums Abodiacum“ in Epfach, in dem
sich eine Büste von Claudius Paternus befindet, erzählte Anekdoten aus der
Gründungszeit des Römermuseums. Der Abend wurde von Roland Greißl organisiert und
moderiert.
Ausführliche Berichte lassen sich auf der Homepage des Landsberger Autorenkreises
finden.
http://landsberger-autorenkreis.de


 

Die Stadt Landsberg ehrte Roland Greißl

Im Jahr 2004 wurde der Landsberger Autorenkreis vom Lehrer und Rektor Helmut Glatz ins Leben gerufen und wuchs von anfänglich 3 Mitgliedern auf heute 30 an. Alle paar Jahre wird eine Anthologie herausgegeben, es gibt Werkstattgespräche, Vorträge, Fortbildungen und Wettbewerbe – kurz: Es wird das Spiel mit der Sprache gepflegt.

Bereits ein Jahr nach der Gründung, also im Jahr 2005, trat Roland Greißl in den Autorenkreis ein. Seit mehr als 18 Jahren ist Roland Greißl so etwas wie die gute Seele des Vereins, indem er sich unermüdlich und intensiv für den Zusammenhalt der Autorinnen und Autoren und ganz generell für die Literatur im Landkreis Landsberg einsetzt. Und so hat er den Autorenkreis seither unzählige Male unterstützt, hat moderiert, hat lange die gesamte Pressearbeit gestemmt und hat die erste Anthologie des Autorenkreises zusammengetragen, gesetzt und redaktionell betreut. Auch an der zweiten war er maßgeblich beteiligt. Er organisiert Lesungen, Tagesausflüge und vieles mehr.

So wurde ihm von Seiten der Stadt Landsberg am Lechim Oktober 2023 die Silberne Ehrennadel überreicht.

Neuerscheinungen im Autorenkreis

Am 16. November fand im Café FilmBühnein Landsberg die Vorstellung der Buchneuerscheinungen der Mitglieder des Landsberger Autorenkreises aus den Jahren 2022/2023 statt. Moderiert von Rudolf Fichtl machte Marianne Porsche-Rohrer mit Auszügen aus ihrem druckfrischen Gedichtband „Herzgesundheit allezeit – Ein lyrisches Handbuch der herzgesunden Lebensweise“ den Anfang. Als Apothekerin und Heilpraktikerin verbindet sie ihr berufliches Wissen mit ihrer Leidenschaft fürs Schreiben.Dr. Boris Schneider ist seinen Lieblingsgenres Fantasy und Märchen treu geblieben. Er hat für sein fünftes Buch „Liebesmärchen aus fernen Ländern“ die schönsten Liebes-Märchen aus allen Teilen der Welt ausgesucht und in ein modernes Gewand gepackt.

 

Von Autorenkreisgründer Helmut Glatz wurden zwei posthum erschienene Bücher vorgestellt: Zum einen – gelesen von Barbara Koopmann – „Komboloi“, Gedichte, die durchwegs im freien Versmaß abgefasst sind und die mit hoher Originalität anregend und unerwartet zwischen Naturbeschreibung und Gedankenlyrik oszillieren. Zum anderen – vorgetragen von Carmen Kraus – „Heilige unheilige Weihnachtsgeschichten von hier und anderswo“, weihnachtliche Prosatexte, die es einem warm ums Herz werden lassen und dabei nie ins Klischeehafte abgleiten.Einen extremen Kontrast hierzu bietet der Kurzroman „Ubbelohde“ von Thomas Glatz. Rudolf Fichtl las Auszüge aus dem ersten Kapitel, die erahnen lassen, welch dramatischen Fehlgriff der Ich-Erzähler, ein junger Autor, mit der Auswahl seines Literaturagenten, dem Berliner Dampfplauderer Ubbelohde, gemacht hat. Schräge Komik vom Feinsten.

 

Um die bunte Mischung des Abends abzurunden, las Martje Herzog-Grohmann zum Abschluss noch eine Passage aus ihrem kurz vor Drucklegung befindlichen Roman einer Kindheit in Kriegszeiten, „Ich dachte, Frieden gäb’s nur im Märchen“. Ihr empathischer und frohsinniger Erzählstil weckte Vorfreude auf das Erscheinen ihres Buches.

Adventslesung

 

Theresa Schermer hatte die Adventslesung des Landsberger Autorenkreises „Das Rauschen der Zeit“ benannt und das Programm im Landsberger Gasthaus Waitzingers`ssehr liebevoll und mit äußerster Sorgfalt vorbereitet. Die Thematik hatte sie aus gegebenem Anlass in ihrer Ausschreibung auch auf den Frieden ausgeweitet, was von einigen der 12 lesenden Autoren gern aufgegriffen wurde. Der Jazzmusiker Oskar Imhof umrahmte die Leseblöcke gekonnt mit Mundharmonika und Gitarre

 

Landsberger Autorenkreis zu Gast in der LechStadtHütte

Die Adventshütte hatte die Stadt Landsberg am Lech erstmals eingerichtet, um Vereinen eine kostenlose Möglichkeit zu bieten, sich auch im Weihnachtstrubel zu präsentieren. Die LechStadtHütte stand am Hauptplatz, ein Blickfang für jeden, der von der Neuen Bergstraße her auf den Hauptplatz trat oder fuhr. Ein Blickfang waren dann auch die „Weihnachtskugeln“, die am 14. Dezember außen an dieser Hütte befestigt waren und mit einem kleinen Gedicht die Vorbeiziehenden vielleicht für einen Moment zum Anhalten bewegten.

 

(Thomas Glatz, Carmen Kraus, Rudi Fichtl)


Foto: Xaver Arnold
Foto: Xaver Arnold

Für die erste Lesung des Jahres gab Moderator Dr. Boris Schneider kein einschränkendes Thema an seine Autorenfreunde und die Gastleser aus. Als er am letzten Januarfreitag um 19 Uhr im Landsberger Café FilmBühne die Leserunde eröffnete, staunten die Zuhörer über den neuen Sprachstil des Moderators. Bis er den Schleier lüftete und preisgab, dass ChatGPT die Begrüßung geschrieben hatte. Und als der erste Gastleser Jürgen Schulze gleich sein jüngstes Werk zu eben diesem Thema mit Entwicklung und Erkenntnisstand zur Künstlichen Intelligenz pointiert vorstellte, ahnte man, dass ein besonderer Abend seinen Anfang nahm.

Denn geschärft wie nie zuvor folgten die Sinne der Anwesenden der Vielfalt der Themen und Stile. Sie ließen sich mitreißen von spannendem Neuem und träumten romantisch Vergangenem hinterher. Sie erlebten Stadt-Land-Unterschiede, knüpften fantastische Freundschaft mit einem Schmetterling und erklommen einige Höhenmeter Spiritualität. Sie hangelten sich an Tiergottheiten und der Klappermaschine entlang zum Wunder-Doktor Wald und gleich dahinter mit Goethes weitem Echo bis zum Herrn des Nichts. Wobei den Schmetterling und den paradiesischen Chef die Gastleser George Olivier Pessianis und Mirlo Verdad beisteuerten. Dazwischen ließ das Los Thomas Glatz, Corinne Haberl, Martje Herzog, Barbara Koopmann, Carmen Kraus, Angelika Müller, Marianne Porsche-Rohrer und Klaus Wuchner zu Wort kommen. Schließlich löste die Aufstellung zum Gruppenbild Glieder und Zunge und befeuerte noch angeregte Diskussionen.

 

(Carmen Kraus)