Franz Hinterreiter
wwW-a.grb
wirklich
wertvolle
Wahrheiten
aus
Grünburg
Für Sonja
und meine Kinder
Cäsar und Cleopatra,
das war vor langer Zeit.
Auch ich hab meine Sonja
vor langer Zeit gefreit.
Das neueste Buch von Franziska Bauererscheint ca. 8. November 2024.
Vorbestellungen sind ab sofort möglich!
Sybille Fritsch
DA!
Gedichte
Geest-Verlag 2024
ISBN 978-3-86685-974-6
116 S., 12 Euro
Neue Chance
Letzte Freiheit
letzte Chance
morgen anders
morgen neu
Ich Selbst
Ich Wahr
morgen Anfang
morgen vom Ende
her neue Freiheit
neue Chance
„DA!“ ist der Titel dieses Bandes. Er weist auf die Auseinandersetzung der Autorin mit fernöstlichem, besonders zenbuddhistischem Gedankengut und mystischer Traditionen hin.
Eine Wanderung zwischen den Welten. Ein Innehalten. Ein Dazwischen. Das gilt für Gedanke und Tat, für Religion und Politik, für Himmel und Erde, für Ost und West: „Offene Weite – nichts von
Heilig“.
Das gilt bis hin zur Zeichensetzung. Diese ist je Gedicht einheitlich, von Gedicht zu Gedicht aber verschieden. Wie für vieles in ihrer Lyrik gibt es (über die Jahre) immer wieder Übergänge ...
so auch in der Grammatik und bei Zeilenübergängen und Reimen. Das mag den Übergängen zwischen den Kulturen und den spätmodernen Bildern von Wirklichkeit und Spuren von Wahrheit entsprechen. Panta
rei. --- Und die Lyrik setzt voller Sehnsucht einen Punkt ohne doch verweilen zu dürfen.
Ein auch sprachlich einfühlsamer Band, der in der augenblicklich komplexen gesellschaftlichen Situation mit dazu beitragen kann, verantwortliche Positionen zu entwickeln, schlägt die Autorin doch
wohltuende „Zwischentöne im Niemandsland“ an, die dem Leser die Möglichkeit schaffen, ethisch verantwortbare Positionen in einer sich zerstörenden Welt zu entwickeln. Ein Band, der dem Leser die
Muße und den Optimismus bringt, der in solchen Zeiten notwendig ist: „Und nehmen uns Zeit zum/ Danken und Freuen /ganz Hier und Heute:/wir sind, wir leben, wir atmen.
Quelle: Text stammt von der Seite des Geest Verlags. https://geest-verlag.de/shop/fritsch-sybille-da-gedichte
Gaby Eder: Herzgespiegelt. Gedichte.
Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2023
€ 13,00; ISBN 978-3-99126-223-7
Buchbesprechung von Franziska Bauer
Auf den 88 Seiten des schmucken, handlichen Lyrikbandes der Heiligeneicher Autorin Gaby Eder finden sich 62 Gedichte verschiedener Länge, teils in freiem Versmaß, teils gereimt, jedes mit einem treffenden Titel versehen, etliche davon auch mit passenden Fotos aus der Hand ihres Ehemannes Hans Eder illustriert. Eindringlich und in gekonnt feinfühliger Wortwahl thematisiert ihre Lyrik verschiedenste Bereiche, so zum Beispiel die Schönheit der umgebenden Natur, das unvermeidliche Älterwerden und den allgegenwärtigen Wandel, um nur einige zu nennen.
So gibt im Kurzgedicht „Weltgewoge“ (S. 38) die Autorin der Hoffnung auf Beibehaltung der zwischenmenschlichen Kommunikationsfähigkeit Ausdruck:
Es rauscht die Zeit im Weltgewoge.
Ich hoff‘, es wächst im Steh‘n und Wanken,
trotz großer Vielfalt der Gedanken,
Verbundenheit im Dialoge.
Den unvermeidlichen Wandel, den viele gar nicht erst wahrhaben wollen, spricht sie im Gedicht „Regenbogengleich“ auf Seite 46 an:
Wenn sich um mich alles verändert
und dennoch so wie immer bleibt,
dann tauche ich ins tiefe Farbenmeer
und suche die bunten Worte
im zarten Flüstern der Entschwundenheit.
Regenbogengleich verändert sich dann alles –
und nichts bleibt mehr, wie es war.
Durch das „Innenfenster“ (S.51) betrachtet, scheint die Zeit allerdings stillzustehen:
Tief drinnen in mir, wo das Alter keinen Zutritt hat,
da weiß mein ICH nichts vom Galopp der Zeit
und kennt auch keinen Spiegel.
Epigrammatisch, ja geradezu weise muten die „Träume aus Glas“ auf Seite 68 an:
Leere Versprechen sind wie Träume aus Glas.
Sie wohnen im Schatten großer Worte
und reisen im Handgepäck der Eitelkeit.
Der Lyrikband „Herzgespiegelt“ ist eine berührende Gedichtesammlung, die man immer wieder gerne zur Hand nimmt, weil sie den Blick für das eigentlich Wesentliche im menschlichen Dasein schärft.
Weiterführende Links:
https://www.bibliothekderprovinz.at/autor/gaby-eder/
Elisabeth M. Jursa
AN DER MAUER UNTER DEM VORDACH
der wolf verlag, Wolfsberg 2022, 112 Seiten
ISBN 978-3-903354-19-7
Ihr Lebensweg hat Elisabeth M. Jursa in viele verschiedene Länder geführt. „Ich bin schon viel auf der Welt herumgekommen. Habe in anderen Kulturen gelebt, mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, auf verschiedenen Kontinenten. Aber im Paradies war ich noch nie“, notiert sie lakonisch in ihrem jüngsten Buch, einer Sammlung von 37 Kurzprosatexten. Formal loten diese Texte nahezu alle Möglichkeiten und Spielarten der kurzen Prosa aus, vom skizzenhaften Feuilleton über den kleinen Essay bis zum Prosagedicht; manche Texte lassen Ansätze einer Geschichte erkennen, den Anfang oder das Ende einer Erzählung, die unerzählt bleibt; Figuren erscheinen und erheben ihre Stimme, Umrisse von Lebensläufen, von Schicksalen werden erkennbar; anderes wiederum bleibt im Bereich der reinen Reflexion, wie etwa die Skizze über „Tiefe Gräben“ in uns und um uns oder die Betrachtung über das Wort Brot. Hier kommt die Autorin nicht umhin, das große Ganze in den Blick zu nehmen, Befunde über den Zustand der Welt abzugeben und allgemein verbindliche Aussagen zu treffen, was ihr dank ihrer verknappten, unprätentiösen Sprache auch durchaus gelingt. Am eindrucksvollsten und überzeugendsten ist ihre Prosa aber dort, wo sie nicht ins Allgemeine zielt, sondern ganz beim Einzelnen bleibt, bei den einzelnen Mosaiksteinchen des Lebens, in der konkreten Begegnung mit einem Gesicht, einer Stimme, einer zärtlichen Geste, einer Melodie, in der vieles mitschwingt, einem Farbton, der viele Assoziationen weckt.
Elisabeth Jursa sei eine Autorin des „Dazwischen“, schreibt Petra Ganglbauer in ihrem schönen Vorwort zum vorliegenden Band. „Es ist das ‚Dazwischen‘, aus dem sich diese Kurzprosa speist, auch wenn sie ganz konkret von Einsamkeit oder Enttäuschung,
Leistungsdruck oder Versäumnissen, Verlassenheit, Armut, sozialer (globaler) Ungerechtigkeit oder mystischer Schau erzählt. Es ist das Oszillierende, das Flüchtige, welches die besondere Qualität dieser Literatur ausmacht.“ Daneben ist noch eine weitere
Qualität zu erwähnen: die Fähigkeit der Autorin, ihre Texte mit einem starken Schlussakkord zu versehen. Ein Prosastück dieser Sammlung etwa, wohl das rätselhafteste von allen, endet mit dem Satz „Er stellt zufrieden fest, dass sein Körper keinen Schatten wirft“, und ein anderes, das von den Selbstzweifeln eines Schauspielers handelt, schließt mit den Worten: „Wenn der letzte Vorhang fällt, denkt er, möchte er gerne geschminkt sein.“ Meisterhafte Schlüsse, die man nicht vergisst …
Der Band ist mit zehn Schwarzweißfotographien der Autorin versehen, Momentaufnahmen aus vielen Straßen und von vielen Wegen, kurze Blicke en passant auf Stadtlandschaften, in denen viel gelebtes Leben seine Spuren hinterlassen hat, keine Idyllen, aber doch Szenerien, die eine gewisse Ruhe vermitteln. Ein Motiv vor allem ist es, das in den Fotografien der Autorin häufig wiederkehrt: das Motiv des Fensters, und das ist kein Zufall, denn wie Fenster sind auch ihre Texte, sie eröffnen Ausblicke, zeigen Weltausschnitte, größere und kleinere, lassen manches aus der Nähe erkennen, manches in der Ferne erahnen. Es ist schön, vor ihnen zu stehen und bei ihnen zu verweilen.
Christian Teissl
https://www.raggernot.net/start/shop/
Franziska Bauer
Gereimt, doch nicht ganz ernst gemeint
Heitere Verse für Kinder, die schon ein wenig lesen können,
es aber noch üben wollen.
Pohlmann Verlag, Bad Laer
71 Seiten, ISBN: 978-3-948552-34-3
Illustrationen: Bina, Gabriele; Freudenthaler, Anna;
Terzyiska, Elena
Wenn pädagogisches Blut in den Adern fließt, dann fließt es wohl für immer. Da liest eine Lyrikerin und pensionierte Gymnasiallehrerin einen Artikel über den Bildungserwerb und die Lesekompetenz von Kindern, oder vielmehr darüber, wie sprachliche Rückstände vor Eintritt in das Schulalter behoben werden können. Viele europäische Staaten sind Österreich da voraus.
Für die Finnen etwa ist Lesen das liebste Hobby. Sie gehören nicht nur zu den Spitzenreitern der Welt in Lesefertigkeit, in der Anzahl der jährlichen Neuveröffentlichungen sowie in der Zahl der publizierten Zeitungen, sondern auch zu den fleißigsten Bibliotheksbesuchern. Es gibt 817 öffentliche Büchereien in Finnland, 134 davon sind mobil und fahren über 10.000 Haltestellen an. Sie sind kostenlos und werden von den Kommunen mit staatlicher Hilfe finanziert. Ihre Aufgaben wurden bereits in den 1920ern durch Gesetz geregelt. Also vor mehr als hundert Jahren!
Das Büchereigesetz garantiert der gesamten Bevölkerung, also auch Kindern aus bildungsfernen Familien, gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Kultur und Information. Dass Informationen und Wissen allen zur Verfügung stehen müssen, bildet einen der Grundsteine des nordischen Wohlfahrtsstaatsmodells. Die Büchereien haben die Aufgabe, Materialien, Informationen und Kulturinhalte zu bieten, eine vielseitige und ständig aktuelle Sammlung aufrechtzuerhalten sowie Räumlichkeiten für das Lernen, für Hobbys und Arbeiten anzubieten.
In Österreich verfügt in achtzig Prozent der Volksschulen nicht einmal ein Viertel der Kinder bei Schuleintritt über rudimentäre Lese- und Schreibkenntnisse. In Finnland sind es fünf Prozent!
Und wie reagiert die pensionierte Gymnasiallehrerin Franziska Bauer auf den Artikel? Sie schreibt einfach ein Buch für die Kleinen. Kann man denn schöner und vor allem gezielter reagieren? Gleich vorweg, das Buch ist wirklich etwas Besonderes, sowohl von den gereimten, einfühlsamen, den Erfahrungen der Kinder entsprechenden Texten, die diese Erfahrung auch noch ausweiten, als auch von der grafischen Gestaltung her. Dafür waren Gabriele Bina, Elisabeth Denner, Anna Freudenthaler und Heidrun Karlic zuständig, denen es wirklich gelang, die Texte mit lieben, lustigen, die Kinder sofort ansprechenden, kongenialen Bildern zu ergänzen.
Zu Beginn wird anhand von Bildern das Alphabet erklärt. Zitat: Das große H ist für gewöhnlich der Hosenträgerhose ähnlich. Das J kommt vom Garderobehaken und das T etwa vom T-Shirt.
Die weiteren Kapitel nach dem ABC-Salat beschäftigen sich mit einer Lesereise, dem Erraten von Märchen, allerlei seltsamen Getier, mit sprechenden Gegenständen und Kunterbuntem. Jedes für sich eine kleine Welt, die Spaß macht und zum Lesen anregt, und nebenbei gesagt den Kindern Poesie nahebringt. Die Kinder lieben, im Gegensatz zu der Meinung mancher Kinderbuchverlage, nämlich Gereimtes. Ist ja auch viel leichter zum Auswendiglernen.
Wir erleben den Spaziergang durch den Wald mit seinen Geheimnissen, aber wir verfolgen auch Frau Dürr, nomen est omen, die sich aus sportlichen Gründen, um spazieren zu gehen, einen Dackel angeschafft hat.
… dem Hund zuliebe tut sie das, aus Pflichtbewusstsein, nicht aus Spaß.
Wir stehen also genauso mitten im Leben, wie das Mädchen mit dem Gipsfuß nach dem Schikurs. Zu den sprechenden Gegenständen gehören natürlich auch technische Artikel wie das Mobiltelefon. Die Computermaus geistert durch das Buch, ebenso wie die Gummibärchen oder der Stau auf der Autobahn. Die Texte liegen also voll in der Erlebniswelt der Zeit. Schön, wie Wörter mit doppelter Bedeutung erklärt werden, etwa der Fuchsschwanz oder der Ohrwurm. Nicht zu vergessen, das Eselsohr.
Beim Lockvogel heißt es:
… oft hat die Sache einen Haken, worüber viele schon erschraken.
Wohl gemerkt, dieses Buch hat keinen Haken und ist doch ein Lockvogel, der Kindern den Spaß am Lesen nahe bringt und das mit einer Pädagogik ohne Zeigefinger. Den Kindern, vor allem aber auch den Eltern zu empfehlen, die ihren Sprösslingen das Erlernen des Lesens erleichtern wollen. Schön, dass die Autorin, aber auch die Grafikerinnen und der Verlag die Herausgabe ermöglicht und gewagt haben.
Der Verlag bietet übrigens auf seiner Homepage auch Zusatzmaterialien zum Gratisdownload und ein Gewinnspiel für Schulklassen.
Kurt F. Svatek
Gerta Ubl-Fahrngruber/Karl Pölzelbauer: Der Ehestreit oder die Schwester Oberin
21 Sketche. Heitere Texte.
Eigenverlag Karl Pölzelbauer, Ternitz 2023.
ISBN 978-3-200-0956-0
Buchvorstellung von Franziska Bauer
Im vorliegenden 146 Seiten umfassenden und im Eigenverlag publizierten Paperback präsentieren sich Gerta Ubl-Fahrngruber und Karl Pölzelbauer in 21 Sketchen gemeinsam, wenn auch in verschiedenen Rollen: Verfasst hat 18 der 21 Miniaturszenen Gerta Ubl-Fahrngruber, eine Karl Pölzelbauer, und in zwei Sketchen erlebt man beide in der
Doppelrolle als Schreibende und Aufführende. Von 21 Sketchen wurden laut Inhaltsverzeichnis 20 zu zweit und einer zu dritt gemeinsam mit Michael Perfler aufgeführt, die meisten davon in Ternitz.
Die Verfasser der beiden Vorworttexte – der Ternitzer Bürgermeister Rupert Dworak und Stadtrat Peter Spicker – weisen darauf hin, dass die Pflege der mundartlichen Ausdrucksweise sowohl für Gerta Ubl-Fahrngruber als auch für Karl Pölzelbauer ein großes Anliegen ist.
Bewusst mit der Sprache spielend, in weiten Passagen auch unter Verwendung von Reimen, ergehen sich beide Schreibende in stellenweise an den Humoristen Loriot gemahnenden Dialogen, bei denen ein Wort das andere ergibt, was oft zu grotesken und völlig unerwarteten Situationen führt.
So suchen ein Pensionist und eine Pensionistin im Amtshaus (S. 29) vergeblich das im 6. Stock befindliche Sozialreferat, wobei der Lift außer Betrieb ist und der 6. Stock zudem schon abgerissen wurde. Schließlich werden sie vom Portier ins Erdgeschoß verwiesen, wohin man das Soziareferat mittlerweile verlegt hat, was ihnen aber auch nichts nützt, da am Freitag früher Dienstschluss ist und die Bediensteten das Amtshaus schon verlassen haben.
In der Liebesgeschichte von Hans und Hannerl machen sich letztere sorgfältig zum Ausgehen bereit, verlieren aber dabei den Kampf gegen die Zeit, sodass Hannerl in Hauspatschen und Hans mit zerknittertem Anzug zum Fest erscheinen muss.
Zwei Sketche (Aloisia, wo ist dein Großpapa? S.17; Herr Voprsalek S.108) sind in böhmisch-tschechischer Diktion aufzuführen, wie sie die Älteren von uns sicherlich noch von den Auftritten eines Heinz Conrads im Ohr haben.
Grotesk überzeichnet ist der in Koautorenschaft verfasste Frühjahrsputz im Parlament (S.134), bei dem der Putztrupp nicht nur die parlamentarischen Räumlichkeiten, sondern auch die verstaubten Gemüter der dort Anwesenden auf Hochglanz bringt. Dieser Sketch ist übrigens in bewusst feierlichem Standarddeutsch abgefasst und nicht im Dialekt.
Die Herausgabe des Buches wurde mit Unterstützung der Kulturabteilung des Amtes der NÖ Landesregierung und der Stadtgemeinde Ternitz ermöglicht.
Neben einer durchaus amüsanten Lektüre stellt der von Gerta Ubl-Fahrngruber und Karl Pölzelbauer verfasste und von Karl Pölzelbauer und Hans Flieger illustrierte EHESTREIT gewiss auch einen inspirierenden Fundus für Laienspiel-ensembles dar.
Vom Klappentext übernommen:
Gerta Ubl-Fahrngruber:
Geboren am 22.8.1944 in Wien, aufgewachsen in Wien-Liesing, Wohnorte in Wien,
Burgenland, Niederösterreich und Salzburg. Büroangestellte und Lehrerin, jetzt in Pension.
Seit 1973 schriftstellerisch tätig: Lyrik, Kurzprosa, heitere Prosa, auch Mundart, Aphorismen,
Haiku, Kinderreime und -geschichten. Einige Jahre Leiterin der Perchtholzdorfer
Künstlerrunde. Eigene Lesungen in Wien, Burgenland, Steiermark, Niederösterreich und
Salzburg.
Karl Pölzelbauer:
Geboren am 9.12.1950 in Neunkirchen. Nach seinem Buch „Gedichte, Geschichten und
Sagen aus Ternitz“ widmete sich der pensionierte Diplompädagoge auch der Lyrik und nahm
an zahlreichen Lesungen teil. Humor war sein ständiger Begleiter, daraus ergaben sich viele
heitere Texte und die neue Vorliebe für Sketche.
Weiterführende Links: https://lyrikfreunde.jimdo.com/repräsentanzen-1/niederösterreich/
Kurt F. Svatek: Wie möglich ist das Unmögliche oder Wie unmöglich ist das Mögliche?
Triga - Der Verlag2023, ISBN 978-3958283312
Buchbesprechung von Franziska Bauer
Kurt F. Svatek, den wir als mehrfach übersetzten und auch selbst übersetzerisch tätigen Verfasser zahlreicher Bücher und Träger mehrerer Literaturpreise kennen, stellt in seinen oft nur skizzenhaft hingeworfenen und dennoch tiefgründigen Minigeschichten die Frage nach den Grenzen zwischen dem Möglichen und dem Unmöglichen. Darauf weist schon das Tribar oder Penrose-Dreieck auf dem Coverbild hin: Diese sogenannte unmögliche Figur ist grafisch zweidimensional und kann somit körperhaft gar nicht existieren, obwohl sie in unserer Sinneswahrnehmung als dreidimensionales Gebilde erscheint. Das sich ergebende Dilemma reduziert der Autor sarkastisch um eine weitere Dimension:
„Physiker, Kosmologen und Mathematiker halten es nicht mehr für unmöglich,
dass unser Universum eine holographische Projektion ist, also letztendlich zweidimensional.
Nur, was stört das schon einen, der ohnehin nur eindimensional denkt?“ (Kein Problem, S.46)
Dazu kommt noch die Möglichkeit des Irrtums und der Selbsttäuschung.In einem imaginären Interview mit dem kleinen Prinzen auf Seite 126 meint letzerer:
„Euer Hirn sieht doch nur, was es sehen will, hört nur, was es hören will, und blendet alles andere,
vor allem das Unangenehme, das fremd Scheinende, aus.“
Auch Tante Frieda, die ihrem Namen dadurch gerechtwird, dass sie Vornamen sammelt, die das Wort Frieden enthalten, weiß, dass …
„… die Wirklichkeit nicht die Wirklichkeit ist, sondern das, was die Leute dafür halten.“
(Von Arina bis Yen,S. 101)
Die Sinnfrage stellt schließlich der Minitext „Was wäre die rechte Antwort?“, wo es auf Seite 159 epigrammatisch heißt:
„Wenn schon nicht das Gute siegt, das ganz Böse setzt sich auf lange Zeit auch nicht durch.
Letztendlich obsiegt das Leben.“
Wie es dabei um die Willensfreiheit steht, erfahren wir kurz und bündig im Text „Eine freie Entscheidung“auf Seite 74:
„Im Krieg begegneten einander zwei fremde Soldaten mit gezogener Waffe. Sie sahen einander in die Augen.
Der eine schoss rechts vorbei und der andere links.“
Wir unternehmen im Zuge der Lektüre lehrreiche Exkurse in die Menschheitsgeschichte und Zeitreisen in die griechische Mythologie, erfahren unter anderem auch Details über die Tradition der Wiener Literatursalons (S. 91) und die Lebensgeschichten der Comedian Harmonists (S.79).
So findet sich auf den insgesamt 227 SeitenTiefsinniges neben Humoristischem,Lehrreiches und penibel Recherchiertes neben Anekdotisch-Amüsantem. Hinlänglich Bekanntes wird unerwartet neu präsentiert, aussichtslos Scheinendes löst sich in erleichtertes Lächeln auf:
„Wie soll denn einer jemals hochkommen, wenn es immer bergab geht?“, grantelte er. „Einfach durch Umkehr“, meinte sie verschmitzt. (Lebensweg, S.59)
Kurt F. SvateksMinigeschichten sind doppelt lesenswert – sie sind brilliant geschrieben und stellen daneben eine tröstliche Anleitung zur Daseinsbewältigung dar. Der Autor spricht uns Mut zu, das scheinbar Unmögliche zu wagen und so den nötigen Umbruch aktiv mitzugestalten, anstatt sich vom Wandel lähmen zu lassen: Nur wer wagt, gewinnt.
Liste seiner neueren
Werke:
Der gescheiterte Scheiterhaufen, Mikrogeschichten, Triga - Der Verlag, Gelnhausen-Roth, 2021
Dereinst in einem fernen Land / Un giorno in una terra lontana, Poetische Impressionen / Impressioni
poetiche, Edizioni Universum, Rocca di Caprileone, 2021
The Will-oˈ-the Wisps of Time, Dancing Thoughts, Edizioni Universum, Capri Leone, 2022
Das Meer, der Mond und die Zeit. Ein Tanz der Gedanken. Borsdorf 2022, Triga – Der Verlag,
ISBN 978-3-95928-301-5
Weiterführende Links:
https://www.triga-der-verlag.de/svatek/
https://www.steirische-autoren.at/mitglieder/ordentliche-mitglieder/svatek/
Kurt F. Svatek, Jahrgang 1949, lebte und arbeitete seit 1973 fast vier Jahrzehnte als Pädagoge in Niederösterreich, ehe er in seine Geburtsstadt Wien zurückkehrte. Er publizierte bisher mehr als siebzig belletristische Bücher (Gedichtbände, Limericks, Aphorismen, Essays, Kurzgeschichten, Haiku und zwei Romane, einige sprachwissenschaftliche Arbeiten und ein Schulbuch) und ist Mitherausgeber der Anthologie „Unser Europa“. Er erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen und ist auch freier wissenschaftlicher Mitarbeiter des IPTRC (International Poetry Translation and Research Centre) der Universität Chongqing und Obmann-Stellvertreter der Bibliotheksinitiativen Wien. Daneben war er über zwei Jahrzehnte Vorstandsmitglied des Niederösterreichischen und Österreichischen P.E.N.-Clubs.
Buchbesprechung: bleib da wenn du gehst
von Franziska Bauer
Karin Klug nähert sich im vorliegenden Lyrikband dem Thema Liebe in all seiner Widersprüchlichkeit und emotionalen Vielfalt von verschiedenen Seiten.
Nicht von ungefähr dürfte die Autorin als Titel die Sprachfigur des Paradoxons gewählt haben, und auch das schlichte, diagonal in zwei farblich kontrastierende Dreieckshälftengeteilte Cover lässt diese Doppelbödigkeit erahnen: Von der Liebe, sagt die Autorin auf Seite 157, sei „ … so vieles schon gesagt, alles schon gesagt, und trotzdem noch so vieles offen“.
Auch der Klappentext spricht von „ … Gedichten von der Möglichkeit und den Unmöglichkeiten der Liebe, von Sehnsucht und Begehren, Abschied und Neuanfang und all den Räumen dazwischen“.
In durchgängiger Kleinschreibung ohne Interpunktion reihen sich Gedichte verschiedener Länge aneinander, sowohl gereimte als auch welche in freiem Vers, oft unter Verwendung kühnerNeologismen und Sprachbilder. Zeilengrenzen werden zum Brechen der Erwartungshaltungbewusst negiert, selbst die Kürzestgedichte fangen wie Schnappschüsse gekonnt seelische Befindlichkeiten ein. So heißt es auf Seite 30 über einen Abschied:
da stehst du nun
bereit zu gehen
und fragst nicht
was ich fühle
und ich schüttle deine hand
und wünsche dir viel glück
Karin Klugs Gedichte kommen bewusst sprachspielerisch daher, einige Male sogar mitdialektalen Einsprengungen(wie auf Seite 86 im Gedicht „Traumfrau“).Obwohl ernste Themen nicht ausgespart bleiben
(im Gedicht Wochenplan auf Seite 47 geht es um einen Selbstmord),finden sich in der Anthologie auch durchaus humorvolle Gedichte(Gartenzwergtango auf den Seiten 154-155).
Abschließend sei das Gedicht „momente“ auf Seite 179 zitiert, welches eine Sternschnuppe beschreibt, die vor den Augen der Liebenden von Himmel fällt:
… injener nacht
geradewegs
unszu füßen
und die uns taumelnd
trunken macht
verloren
zwischen Küssen
Um in die Vielfalt von Karin Klugs Lyrik vollends eintauchen zu können, sollte man diesen facettenreichen Gedichtband allerdings mehr als einmal zur Hand nehmen.
Karin Klug: bleib da wenn du gehst. Gedichte.
Großebersdorf 2020,
www.buchschmiede.at, ISBN: 978-3-99110-984-6, Seitenzahl:
184,
Softcover €12,90
Franziska Bauer & Mary Nikolska
Dona nobis pacem
ISBN 978-3-85253-780-1
Buchschmiede Großebersdorf, 2022
Die dreisprachige Gedichtsammlung deutsch- ukrainisch- russisch ist schon auf den ersten Blick von Druck, Papier und Gestaltung ein schön gearbeitetes Buch. Die Illustrationen von Gabriele Bina, Elisabeth Denner, Anna Feudenthaler, Heidrun Karlic und Elena Terziyska machen es noch zu einer ausgesprochen bibliophilen Auserlesenheit.
Die Übersetzungen erfolgten wechselweise durch die in Russisch ausgebildete österreichische und die auch deutschsprachige ukrainische Autorin.
Natürlich kann man derzeit ein Buch in diesen Sprachen nicht losgelöst von den geschichtlichen Ereignissen betrachten, obwohl manche Gedichte schon vor dem 22. Februar 2022 entstanden sind, viele aber auch nachher und bilden so zusätzlich ein poetisches Zeitzeugnis der schrecklichen Ereignisse, vor allem aber wie schon der Buchtitel verrät, die große Sehnsucht nach Frieden.
Die Vorboten waren wohl schon seit dem bewaffneten Konflikt auf der Krim Ende Februar 2014 zu erahnen, wie das Gedicht „Der Blutkönig“ von Mary Nikolska und die dazugehörige so treffend schaurige Illustration von Elisabeth Denner aus dem Jahr 2019 beweisen. Das, was der Blutkönig braucht, das ist der Krieg und den hat er leider auch bekommen, treffend wohl auch für die Zukunft analysiert schon am 5. März 2022 von Franziska Bauer in dem Gedicht „Der Bärendienst“. Das Ganze ging nach hinten los … Was die Macht mit dem Menschen macht, wie sie ihn, wie eine Droge hin zum Größenwahn verändert, zeigt sie treffend in „Über den Hahn am Mist“. Wie berührend ist die „Frühlingsbotschaft aus Kiew“, in der Mary Nikolska einen Zweig vom Ribiselstrauch abreißt, ihn zu einer Orchidee steckt, um mitten im Bombenhagel vom Frühling zu träumen. Auch in „aus Schutt und Asche“ gibt sie die Hoffnung nicht auf: Ein Hoffnungsstrahl … aus Schutt und Asche baut er neue Pfade.
Wie relativ alles werden kann, zeigen die Zeilen von Franziska Bauer in „Rückbesinnung“: In stetem Fluss entführt der Strom der Zeit / uns Tag um Tag, macht zur Vergangenheit, / was heute uns bewegt und wichtig dünkt …
Dass Schönheit aber auch immer zerbrechlich ist, darüber sinniert Mary Nikolska in „Zerbrechliche Schönheit“: So klein und voller Ruhe ist die Welt! / Sie wird doch nicht an Schönheit Tag für Tag / verlieren? / Wie ein Blütenblatt es hält, / das bald verblüht und schnell verblassen mag.
So wie Mary Nikolska im Original meist Russisch schreibt und dann auf Ukrainisch übersetzt, so mögen doch, wenn schon nicht die Politik, die Kulturen nicht mehr weiter auseinander triften, sondern als Basis für eine friedliche Entwicklung in der Ukraine einander wieder näher rücken.
Irgendwann einmal tritt sicher ein, was Franziska Bauer in „Dum spiro-spero: Der Regenbogen“ schreibt: Das Licht obsiegt, das Dunkel weicht. Drum lasse nie die Hoffnung sinken …
Abschließend kann man, um das Geschenk des Friedens bittend, nur den Titel des Buches wiederholen: Dona nobis pacem!
Kurt F. Svatek
Landratsamt Landsberg am Lech/Landsberger Autorenkreis:
Der Ruf der Natur. Landsberg am Lech 2022.
Buchbesprechung von Franziska Bauer
Der vom Landratsamt Landsberg zum Jahr der Biodiversität herausgegebene Lyrikband „Der Ruf der Natur“ enthält 43 Gedichte und 8 kurze Prosatexte, die Naturgeräusche zum Gegenstand haben. Sie stammen aus der Feder von 20 Mitgliedern des 2004 von Helmut Glatz gegründeten Landsberger Autorenkreises. Klassisch gereimte Gedichte und solche im freien Vers wechseln einander ab, aber alle Texte verweisen direkt oder indirekt auf die Wichtigkeit des Zuhörenkönnens. Wie sonst soll man unterscheiden lernen, ob im Wald nun Ruhe oder Stille herrscht, wie es Marianne Porsche-Rohrer im gleichnamigen Gedicht auf Seite 20 thematisiert? Wie sonst die von Carmen B. Kraus beschriebene Stille eines Septembertages (Seite 42) oder die Musik der Regentropfen (Seite 48) wahrhaben? Wie die vertrauten Klänge eines Stieglitzliedes nicht mit dem Lied einer singenden Maus verwechseln, wie es Roland Greißl auf Seite 75 beschreibt? Wie die mahnenden Stimmen vernehmen, die feststellen, dass unser Erdball auf Droge ist, wie es Thomas Glatz auf Seite 59 formuliert? Wie „Vom Klingen und Rauschen“ einer ums Überleben ringenden Welt erfahren, das Carmen B. Kraus ab Seite 65 beschreibt?
Stellvertretend für alle Mitautor(inn)en des Buchbändchens sei hier Lore Kienzls einleitendes Gedicht „Windgeheimnis“
(S. 9) angeführt:
Schließ die Augen
und lausche
dem Wind in den Bäumen -
er kommt von weit,
er weiß -
denn er trägt
die Geheimnisse der Nacht
die Glut der Herzen
alle Trauer und Sehnsucht,
das Lachen und Weinen der Kinder
das Leben und die Zeit
mit sich fort
Der schmale Lyrikband des Landsberger Autorenkreises liegt nicht nur gut in der Hand, sondern ist es auch wert, dass man darin blättert und liest, um die Gedichte auf sich wirken zu lassen: Man wird dadurch sicher lernen, den Ruf der Natur deutlicher zu vernehmen.
Autor(inn)enliste in der im Inhaltsverzeichnis vorgegebenen
Reihenfolge:
Lore Kienzl, Hans Schütz, Helmut Glatz, Monika Sadegor, Angelika Müller, Claire Guinin,
Heidenore Glatz, Benno von Rechenberg, Marianne Porsche-Rohrer, Boris Schneider, Gerwin Degmair, Barbara Koopmann, Monika Bayerle, Franz OberHofer, Carmen B. Kraus, Theresa Schermer, Karl Michael
Ranftl, Thomas Glatz, Rudolf Anton Fichtl, Roland Greißl
Weiterführender Link:
www.landsberger-autorenkreis.de
Rezensionsexemplare erhalten von:
Renate Glatz
Dr. Strasser Str.4
Kurt E. Svatek: Das Meer, der Mond und die Zeit. Ein Tanz der Gedanken. Borsdorf 2022, Triga – Der
Verlag, ISBN 978-3-95928-301-5
Buchbesprechung von
Franziska Bauer
Kurt E. Svatek, der auch übersetzerisch tätige Autor zahlreicher Bücher und Träger mehrerer Literaturpreise, lässt in diesem Lyrikband wahrhaftig die Gedanken tanzen – im Zentrum seiner durchgängig im Freivers abgefassten Gedichte stehen Reflexionen über Wesen und Bedeutung der Zeit. Ein Entreé über das wundersame Phänomen des Meeresleuchtens vergleicht die winzigen Einzeller, die es verursachen, mit Buchstaben, die in geglückter Lyrik das poetische Leuchten in allen Farben des Regenbogens erzeugen. Mitunter steht ein solches Gedicht ungerufen mitten im Zimmer und führt den Leser, die Leserin über sich selbst hinaus. Zur Illustration sei hier Kurt E. SvateksGedicht „Der Ausweg“ (Seite 69) angeführt:
Um zu sehen,
muss einer schon hinausgehen,
auch über sich selbst,
sogar wenn die Gegenwart
zu nah kommt,
und somit oft
nur die Flucht
in die Vergangenheit
oder die Zukunft zulässt.
Nur ein Gedicht
klopft meist ohnehin nicht an,
es steht ungerufen
mitten im Zimmer,
manchmal zu früh,
gelegentlich auch zu spät,
trotzdem kann es
längst Weggeworfenes
für lange Zeit aufheben.
Mit seinen 104 Gedichten über das Meer, den Mond und die Zeit bietet der Autor Gedankenlyrik vom Besten. Die abschließende Coda in Prosa bietet einen interessanten und informativen Überblick über die Fragestellung „Was ist Zeit?“ und stellt ein Plädoyer für ein Zeitgefühl dar, das auch Langsamkeit und Hinhören auf die Rhythmen der Natur zulässt.
Liste seiner
neueren Werke:
Der gescheiterte Scheiterhaufen, Mikrogeschichten, Triga - Der Verlag, Gelnhausen-Roth, 2021
Dereinst in einem fernen Land / Ungiorno in unaterralontana, Poetische Impressionen / Impressioni
poetiche, Edizioni Universum, Rocca di Caprileone, 2021
The Will-oˈ-theWispsof Time, Dancing Thoughts, Edizioni Universum, Capri Leone, 2022
Weiterführende Links:
https://www.triga-der-verlag.de/svatek/
https://www.steirische-autoren.at/mitglieder/ordentliche-mitglieder/svatek/
Kurt F. Svatek, Jahrgang 1949, lebte und arbeitete seit 1973 fast vier Jahrzehnte als Pädagoge in Niederösterreich, ehe er in seine Geburtsstadt Wien zurückkehrte. Er publizierte bisher mehr als siebzig belletristische Bücher (Gedichtbände, Limericks, Aphorismen, Essays, Kurzgeschichten, Haiku und zwei Romane, einige sprachwissenschaftliche Arbeiten und ein Schulbuch) und ist Mitherausgeber der Anthologie „Unser Europa“. Er erhielt eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen und ist auch freier wissenschaftlicher Mitarbeiter des IPTRC (International Poetry Translation and Research Centre) der Universität Chongqing und Obmann-Stellvertreter der Bibliotheksinitiativen Wien. Daneben war er über zwei Jahrzehnte Vorstandsmitglied des Niederösterreichischen und Österreichischen P.E.N.-Clubs.
Elfriede Sauseng: Zwischen Nacht und Morgen
Langenwang 2022, ISBN 978-3-200-08503-9
Buchbesprechung von Franziska Bauer
Ahnend, dass sie „ja nicht mehr viel Zeit habe“, äußerte die hochbetagte Autorin Elfriede Sauseng dem
Herausgeber gegenüber den Wunsch, ein letztes Buch zu publizieren: So entstand der posthum erschienene Band „Zwischen Nacht und Morgen“, dessen Satz
Ernst Bauernfeld besorgte, welcher auch das Vorwort verfasste.
Auf 106 Seiten finden sich 32 Gedichte und 9 Erzählungen mit Illustrationen von Franz Etschmayer, genremäßg gemischt, aber in nachvollziehbarem Zusammenhang gereiht und lediglich im Inhaltsverzeichnis getrennt nach Lyrik und Prosa aufgelistet.
Das fatale Datum des 24. Februar 2022 rief in der Autorin offenbar selbstdurchlebte Kriegserinnerungen wach, die sie in den Erzählungen Die Russen kommen, Leben mit den Siegern, Nachkriegszeit – Entbehrung und Aufatmen und Der Mantel beeindruckend thematisiert.
Vielfältig und vielschichtig sind auch die Gedichte, die meisten kurz und prägnant, jedoch von bestechender Bildhaftigkeit, schlicht
und dabei von großer sprachlicher Schönheit: Aufrufe zum Frieden, Naturlyrik, Liebeslyrik, meist ernst, stellenweise aber auch durchaus humorvoll –
Dokumente gelebter Mitmenschlichkeit, die uns Hoffnung auf bessere und friedvollere Zeiten geben.
Abschließend sei hier Elfriede Sausengs Gedicht „Suche nach Weisheit“ angeführt:
Ich reite nicht mehr
auf dem Rücken des Einhorns
durch Nächte verschwiegener Träume.
Ich borge mir lieber
die lautlosen Flügel der Eule
und jage im dornigen Dickicht
des Lebens nach Weisheit.
Denn nur mit Weisheit allein
lässt sich im Alter
die Nähe des Todes ertragen.
„Zwischen Nacht und Morgen“ ist ein Buch,
das man immer wieder gern zur Hand nimmt. Das in schlichtem Blassblau gehaltene Bändchen ist mehr als nur lesenswert, es ist eine wahrhaft bereichernde Lektüre.
Elfriede Sauseng
Geboren am 10.6.1928 in St.Johann/Gemeinde Ternitz, Chemiestudium in Wien, heiratet nach Graz, dort Ausbildung zur Lehrerin und Organistin, verwitwet, zieht nach abermaliger Eheschließung ins
Mürztal, Unterricht an verschiedenen Volks- und Hauptschulen, dort erste Schreibversuche, in der Pension vermehrt schriftstellerisch tätig, Beitritt zur Gesellschaft der Lyrikfreunde, wo sie
sechs Mal unter die drei Erstgereihten des Leserpreises kommt, verstorben am 7.4.2022.
Werkliste:
Weiterführende Links:
https://www.meinbezirk.at/neunkirchen/c-regionauten-community/leserpreis-2020-fuer-elfriede-sauseng-aus-st-johann_a4808142
Mara Rei: Die Zeit sitzt im Glas.
Haiku.
Hg. Ingo Cesaro. Neue Cranach Presse, Kronach 2016
Buchbesprechung von Franziska Bauer
26.10.2022
Ein Buch, wie man es selten findet
Autorin Margit Margreiter, die auch unter dem Pseudonym Mara Rei schreibt, wählte für ihren Haikuband
„Die Zeit sitzt im Glas“ ein wahrhaft beeindruckendes Layout: Der kardinalrote Buchumschlag besteht aus handgeschöpftem nepalesischen Papier mit integrierten Wollfäden, gedruckt wurde auf extradickem Papier, die Durchstichbindung ist von Hand gefertigt, die Miniaturauflage - mein handsigniertes Rezensions-exemplar trug die Nummer 27 von 88 - macht das Büchlein schon rein numerisch zur Rarität.
Die Haiku bestechen nicht nur durch ihre genrebedingte Kürze, sondern auch durch die beschreibende Kraft, mit der die poetischen Bilder beschworen werden. Als kleine Kostprobe sei hier
abschließend der Haiku von Seite 13 angeführt, welcher dem Buch den Titel gegeben hat:
Gelbgolden der Mais
rubinrot leuchtet der Wein
die Zeit sitzt im Glas
Ein Buch, dessen man unbedingt habhaft werden sollte und das man gewiss immer wieder gerne zur Hand nimmt.
Margit Margreiter
Oma geht nach
Italien
Edition Apollo Art, Innsbruck 2019
Umschlagbilder: Johannes
Margreiter
Buchbesprechung von Franziska Bauer
Eine zu
Herzen gehende Geschichte für Erwachsene
Mit
der knapp vierzigseitigen Erzählung „Oma Geht nach Italien“, gedruckt in extra großer und dadurch gut lesbarer Schrift, ist es Margit Margreiter gelungen, der Leserschaft das von Langeweile und
Einsamkeit geprägte Lebensgefühl ihrer alternden Protagonistin näherzubringen. Die Autorin weiß, wovon sie schreibt, sie arbeitet im Brotberuf als diplomierte Krankenschwester und hat auch eine
Fachausbildung in Sterbebegleitung absolviert.
Nur allzu selten kann Oma für zu Besuch kommende Familienmitglieder aufkochen, selten sind auch die übrigen Sozialkontakte, Trost spenden ihr der Garten, das Kräutersammeln, das
Lieblingsplätzchen unter dem alten Nussbaum und die Planung einer Reise zum Sehnsuchtsort Italien, die für die alte Frau zur Metapher für Glückssuche wird und sie auch über die eigene Endlichkeit
nachdenken lässt. So sagt sie gegen Ende der Erzählung:
„Irgendwann muss man doch loslassen. Bei der Geburt kriegt jeder seine Lebenskerze mit. Ob groß, klein, dick oder dünn. Alle brennen sie bis zum Ende.
Keiner weiß, wie seine oder ihre Kerze beschaffen ist.“
Oma geht nach Italien ist eine wahrhaft bereichernde Lektüre – ein Lehrstück über das Altwerden, das auch die Frage nach dem Sinn des menschlichen Daseins aufwirft.
Franziska Bauer mit der Anthologie
Poets of the New World
bei der sie als Preisträgerin ausgezeichnet wurde.
POETS OF THE NEW WORLD, Vol.1/2023, Hg. Philipp Spiering,
tredition Dez. 2022, ISBN 978-3347804647 (Hardcover), 188 Seiten, € 22,-
Buchbesprechung von Franziska Bauer
Es mag eigenartig erscheinen, ein Bändchen zu rezensieren, zu dem man selber einen Text
beigetragen hat, doch das Buch verdient die Besprechung allemal: Entstanden ist diese Gedichtesammlung nämlich aus den
Wettbewerbsbeiträgen einer Ausschreibung, an der auch ich teilgenommen habe. Der junge Schriftsteller Philipp Spiering, geboren 1994 in Aachen, der sich vermehrt mit lyrischen Ausdrucksformen befasst, hat sich als Herausgeber und Mitautor der Lyrik-Anthologie Poets
of the New World das Ziel gesetzt, die, wie er sagt, „in unserer Zeit immer mehr in den Hintergrund rückende Lyrik neu zu beleben; sei es auf
revolutionäre, klassische oder moderne Art.“ Er bezeichnet Lyrik als ein probates Mittel gegen das trübe Gespenst der
Abstumpfung, das sich wie ein grauer Schleier durch unsere Gesellschaft zieht. Diesen Schleier lässt Philipp Spiering den Samurai im Gedicht auf
Seite 128 letztendlich erfolgreich wegziehen:
Für ihn ist die cité de l’amour grau in grau
Verregnet und wortkarg und trist,
Denn weil er im Kopfe einsam ist,
erbleicht selbst die Wärme der Frau.
Und nichts bleibt mehr übrig als Kälte und Pflicht;
Gefühllos Affären und Wege.
Der Blutfink singt Lieder in seinem Gehege;
Elegien über den Tod und das Licht
– das eine nah, das andre fern.
Sobald sich die Möglichkeit bietet zu weichen,
ergreift er die Fügung beim Schopfe;
Als ob an die Pforte ein Cherub anklopfe,
Versteht er die Enge als Zeichen.
Ein einziges Mal im vergeudeten Leben
Aus Zuneigung endlich zu handeln;
Nicht länger als Dämon im Dunkeln zu wandeln,
Dem Sterben Bedeutung zu geben.
Die Beiträge der Anthologie könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, sind aber durchwegs einer
näheren Betrachtung würdig. In den Gedichten findet man, wie es im Vorwort sinngemäß heißt, professionelle Handhabung gängiger Versmaße neben freieren
Formen, philosophische Tiefe neben Alltagsszenen, Kritik am Menschen neben dem Ausdruck purer
Daseinsfreude. Das Buch ist als qualitativ hochwertige Hardcoverausgabe mit Lesebändchen und
als
Paperback erhältlich.
Weiterführender Link: philippspiering.jimdofree.com
Mehr von Franziska hier:
https://www.youtube.com/@franziskabauer9783
https://www.facebook.com/franziska.bauer.56211
Gesellschaft der Lyrikfreunde:
Kleine Lyrikreihe –
Jubiläumsausgabe
Leobersdorf 2021
Hg. DDr.Christine Michelfeit, ISSN 1011-5234
Umschlagbild: Petra Sela
zu bestellen über info@lyrikfreunde.at
Buchbesprechung von Franziska Bauer
Gedichte von 40 LyrikerInnen aus 40 Jahren
Anlässlich ihres vierzigjährigen Bestehens setzte die Gesellschaft der Lyrikfreunde ihre „Kleine Lyrikreihe“ im Jahr 2021 mit einem bemerkenswerten Jubiläumsband fort: Er enthält Gedichte aus den
Jahren 1980 bis 2020, und zwar ausschließlich solche, die mit dem Leserpreis der Zeitschrift „Begegnung“ ausgezeichnet wurden. Nicht zu Unrecht
zitiert die Herausgeberin DDr. Christine Michelfeit im Vorwort die Geleitworte des damaligen Tiroler Landeshauptmannstellvertreters Dr. Fritz Prior zum Gedichtband des Jahres 1983, in der er
voraussieht, dass man die Bände der kleinen Lyrikreihe in späteren Jahren als bibliophile Kostbarkeiten schätzen und sammeln wird.
Jedes der Gedichte berührt durch seine Bildhaftigkeit, sprachliche Schönheit und oft geradezu erstaunliche Originalität: Der thematische Bogen reicht
von der Natur im Wandel der Jahreszeiten zu den ewigen Fragen des Menschseins zwischen Leben und Tod, kontrastiert Endlichkeit und Ewigkeit, stellt menschliches Fehlverhalten und Nächstenliebe
einander gegenüber. Stellvertretend für alle anderen sei hier der Anfang des wohl bekanntesten Gedichts - Erich Frieds (1921-1988)
„Was es ist“ aus dem Jahr 1983 – angeführt, das man auf Seite 12 nachlesen kann:
WAS ES IST
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
…
Eine Auflistung der vierzig PreisträgerInnen findet sich auf den zwei letzten Seiten des kleinen, aber wahrhaft beeindruckenden Gedichtsbandes, der in keinem Bücherregal fehlen sollte.